Baños nach Ipiales (04.05. bis 09.05.)
Wieder steigen wir in einen Bus und verlassen das quirlige Baños. Natürlich ist es auch im Bus noch recht laut. Der obligatorische Actionfilm läuft auf voller Lautstärke, während Einheimische Handyvideos ohne Kopfhörer schauen. Als wir an unserem Tagesziel ankommen sind wir dann richtig froh. In Sigchos haben wir eine einfache, aber sehr liebevoll geführte und ruhige Unterkunft außerhalb des Ortes. Wir genießen die Stille vorm Kamin und machen einen Spieleabend mit Luke aus den Niederlanden, dem einzigen anderen Gast außer uns. Am nächsten Tag beginnen wir unsere Wanderung auf dem Quilotoa Loop. Die Landschaft ist grün und hügelig, wir kommen an vielen Kühen und ein paar Schweinen vorbei. Hier hat jede Familie ihre eigene kleine Landwirtschaft. Als es anfängt stärker zu regnen, machen wir Mittagspause und sitzen das schlechte Wetter in einer kleinen Kirche aus. Dann geht es weiter steil bergauf, über Erdrutsche und vorbei an einfachen Häusern. Am Nachmittag erreichen wir unsere Unterkunft. Es ist richtig angenehm, wie sehr diese auf westliche Touristen ausgerichtet ist. Es gibt Yogamatten, eine Sauna und köstliches vegetarisches Abendessen. Wir verbringen einen schönen Abend mit sechs anderen Reisenden und fallen dann zufrieden ins Bett.
Die zweite und für uns letzte Etappe führt uns wieder einige Höhenmeter steil bergauf zum finalen Highlight der Wanderung. Dem Quilotoa See. Der liegt in einem Vulkankrater und das sieht schon ziemlich cool aus. Danach fahren wir wieder weiter nach Machachi. Am nächsten Morgen wollen wir früh aufstehen und wieder wandern.
Diesmal im Cotopaxi Nationalpark. Und der frühe Wecker hat sich gelohnt, wir wandern circa zwei Stunden mit einer unglaublich tollen Sicht auf den Cotopaxi Vulkan, bevor dieser in den Wolken verschwindet.
Nachmittags fahren wir dann zurück nach Quito zu George und unserem Tandem. George selbst ist nicht Zuhause, aber seine Schwiegertochter Genesis nimmt uns wieder sehr herzlich auf. Abends sind wir noch zum Essen verabredet. Wir treffen Vero und Igor aus Frankreich in einem noblen Restaurant. Wir kennen Vero von unserer letzten großen Reise aus Dushanbe in Tajikistan. Damals haben wir mit vielen anderen Radreisenden in ihrem Garten gezeltet. Sie arbeitet für die Europäische Union und ist alle sechs Jahre in einer anderen Stadt auf der Welt im Einsatz. Es ist richtig schön sie wieder zu treffen und sich über Radreisen und ihre Zeit in Dushanbe und andere Stationen auszutauschen. Und nebenbei werden wir auf die beste Pizza unserer ganzen Reise eingeladen. Mit Burata. In Ecuador! Dankbar für diese Bekanntschaft und den schönen Abend fahren wir mit einem Uber zurück zu Georges Haus.
Den nächsten Tag verbringen wir mit Packen und Tandem aufbauen. Am Nachmittag treffen wir Julia aus Köln auf einen Kaffee, sie ist auch mit dem Rad unterwegs und war bereits in Kolumbien. Es gibt viel zu erzählen und wir genießen den Austausch unter Radreisenden. Danach beobachten wir in einem Park noch Leute bei Volleyball und Karten spielen und genießen den letzten Abend in Ecuador.
Früh am nächsten Tag radeln wir mal wieder. Vorerst nur zum Busbahnhof in Quito, aber der Weg hat es in sich. Viel Verkehr und viel Smog. Kein Vergleich zu meiner täglichen Fahrt durch München entlang der Isar. In Ecuador müssen Fahrräder im Bus mitgenommen werden und wir freuen uns, dass auch unser Tandem direkt bereitwillig eingeladen wird und wir nichts extra zahlen müssen. Wir fahren nach Tulcán, das direkt an Kolumbien grenzt und nach einem letzten ecuadorianischen Menú del día radeln wir zur Grenze. Schnell und einfach erhalten wir die zwei wichtigen Stempel und dann sind wir in Kolumbien. Viele Reisende haben sehr positiv über dieses Land berichtet und wir sind voller Vorfreude das Land mit dem Rad zu entdecken. Zuerst heißt es erstmal Geld abheben. Dann noch eine Simkarte und wir sind liquide und wieder vernetzt, die beiden wichtigsten Dinge auf Reisen. Am Nachmittag haben wir noch etwas Zeit und unternehmen einen Ausflug zur Santuario de Nuestra Señora del Rosario de Las Lajas. Eine Kirche in einem sehr engen Flusstal. Laut Reiseführer der heiligste Ort in Kolumbien und architektonisch auch sehr beeindruckend. Am Abend geht es dann zum Busbahnhof. Wir nehmen noch eine Nachtbusfahrt von 10 Stunden auf uns, da der Südteil Kolumbiens etwas unsicher sein soll. Am Bus begegnet uns ein bekanntes Gesicht wieder. Ein Engländer, den wir vor Monaten im Nachtbus aus dem bolivianischen Dschungel nach La Paz kennengelernt hatten. Verrückter Zufall. Das Tandem wird verstaut und dann startet die Fahrt in eine kurvenreiche Nacht.