Cali nach Filandia (10.05. bis 15.05.)

Um circa 6.30 Uhr erreichen wir Cali. Die Nacht im Bus war nicht besonders erholsam, aber wir haben nichts anderes erwartet. In unserem Hostel dürfen wir zum Glück direkt um 7.00 Uhr einchecken und nach einer Dusche und Frühstück fühlen wir uns bereit die Stadt zu erkunden. Es ist wahnsinnig viel los auf den Straßen. Wir besuchen ein Viertel mit vielen Läden für Klamotten, aber es gibt auch viele Verkaufsstände für Essen und Trinken. Teilweise mitten auf der Straße. Irgendjemand hat auch ein Feuer auf dem Gehweg gemacht, auf dem ein großer Topf steht und von überall kommt laute Musik oder Verkäufer preisen mit Megaphonen ihre Ware an. Das Spektakel schauen wir uns den Vormittag lang an, zum Mittagessen laufen wir dann aber zu einem ruhig gelegenen, veganen Restaurant. Was ein Kontrast. Danach legen wir erstmal eine Mittagspause im Hostel ein. Für den Nachmittag müssen wir wieder fit sein, denn wir haben einen Schnupperkurs im Salsa tanzen gebucht. Paartanz ist eigentlich so garnicht unser Ding, aber einmal in der Hauptstadt des Salsas muss man das schonmal ausprobieren. Wir haben unseren Spaß, dennoch wird es wohl bei diesem einen Kurs bleiben. Dass Paul auf dem Tandem bestimmt wo es langgeht, sehr gerne. Beim Tanzen allerdings will ich mir nicht vorschreiben lassen was als nächstes passiert, was die Sache erschwert.
Danach probieren wir uns auf der Straße durch frittierte, lokale Spezialitäten und freuen uns auf das Radfahren am nächsten Tag.


Es ist erstaunlich wie angenehm das Herausfahren aus der Stadt ist, teilweise sind wir sogar auf vernünftigen Radwegen unterwegs. Irgendwann weichen die Häuser und die Straße wird von großen Bäumen gesäumt. Wir halten ein paar mal für ein Getränk oder um Etwas zu Essen. Unteranderem Milchreis, der gibt Power und Energie für das Radfahren, sowas hier zu finden, hätten wir allerdings garnicht vermutet. Am frühen Nachmittag kommen wir dann an unserem Ziel an, beziehungsweise dachten wir, dass wir am Ziel sind. Vor Ort ist nichts zu sehen was annähernd einer Unterkunft ähnelt. Nach einem Telefonat mit dem Gastgeber stellt sich heraus, dass seine Unterkunft bei Google falsch eingezeichnet ist und nicht direkt neben der Straße liegt, sondern 8 km und 400 Höhenmeter entfernt davon. Dafür haben wir keine Kapazitäten eingeplant und es macht auch keinen Sinn unsere Energie für so einen Umweg zu verschwenden. Letztendlich finden wir gemeinsam eine Lösung. Unser Gastgeber holt uns mit dem Auto im kleinen Ort Portugal ab und wir können das Tandem bei Freunden von ihm unterstellen. Das freut uns sehr, denn die Unterkunft ist eine der Schönsten auf unserer Reise bisher. Nur ein Erdrutsch direkt an der Fundamentkante unserer Hütte hält mich nachts etwas wach. Ich würde da für nichts mehr garantieren, aber in der Nacht bleibt alles stabil und wir verlassen die Unterkunft unbeschadet am nächsten Morgen nach leckerem Frühstück auf dem Balkon mit phantastischem Ausblick und Obst aus dem Garten.


Als wir losradeln sehen wir ein Iguana am Straßendrand. Es entstehen coole Fotos, bevor es dann doch die Flucht vor uns ergreift. Dann fahren wir wieder lange auf ebener Strecke durch die Hitze. Bis zu 34 Grad sagt die Wetter App. Das treibt uns an. Schnell fahren bedeutet mehr Fahrtwind und früher eine kalte Dusche. Acht Kilometer vor unserem Ziel halten wir zum Mittagessen und fühlen uns ganz schön platt. Und dann denkt sich unser Hinterrad, da mach ich mit. Gerade haben wir die letzte Etappe in Angriff genommen, da zischt es laut und unser Reifen verliert sehr schnell Luft. Im Schatten beheben wir das Problem und erreichen danach Holguin. Bei unserer Unterkunft entspannen wir uns im Schatten auf dem Balkon und Paul testet sogar den etwas veralgten Pool.

Tags drauf geht es direkt bergauf. Die Straße ist mehr ein Forstweg und wenig befahren und der Himmel ist bewölkt, was uns bei den Temperaturen sehr entgegen kommt. Wir strampeln viel bergauf durch den kolumbianischen Dschungel. Vorbei an Bambus, Bananenpalmen, Farnen und vielen uns weniger bekannten Pflanzen. Zur Mittagszeit hin wird der Wald weniger, dafür die Kaffeeplantagen mehr. Und die Hühner bzw. Eierfarmen, die man schon hundert Meter gegen den Wind riecht. In einer kleinen Stadt machen wir Mittag und gönnen uns statt klassischem Hähnchen ein gutes Steak. Als dann noch ein dort lebender Kanadier vorbei kommt und uns zum Nachtisch Kaffee und Kuchen spendiert, könnten wir glücklicher nicht sein. Das gibt uns Motivation für den Nachmittag und weitere 700 Höhenmetern Anstieg. Wir radeln durch Montenegro und dann weiter vorbei an Kaffeeplantagen und Fincas, bis wir am Abend Filandia erreichen.   In der Region haben wirklich viele Orte Namen von anderen Ländern oder Städten. Warum das so ist konnten wir leider nicht herausfinden. Am Abend kochen wir Nudeln mit Pesto, denn von Julia wissen wir, dass es das in Kolumbien im Supermarkt gibt. Perfektes Radreisenden Essen.

Tags drauf darf sich unser Tandem ausruhen. Wir fahren stattdessen mit einem Willy (Oldtimer Jeeps in allen Farben mit längs Sitzbänken und Trittstufe hinten, die auch viel zum Mitfahrern genutzt wird) nach Salento und von dort weiter zu den Wachspalmen. Diese ragen wirklich beeindruckend hoch in den Himmel auf. Nachdem wir die Palmen auf einem kleinen Spaziergang bestaunt haben, geht es für uns nach einem Mittagessen Stop wieder zurück zum Hostel.  Ein Franzose hat dort einen Berg Crêpes für alle gebacken und wir freuen uns über diesen leckeren Nachmittags Snack und lassen den Tag gemütlich ausklingen.