Bojnurd – Sarakhs (08.06 – 16.06)
Irgendwie schafften wir es am nächsten Morgen zeitig aus Bojnurd los zu kommen und das obwohl der Transporterfahrer mit den zwei Ehefrauen uns immer noch überreden wollte für eine Woche zu bleiben und uns dann mit dem Transporter ins gut 300 Kilometer Mashhad zu fahren. Er weckte extra seinen Sohn in England um halb 5 Uhr morgens, damit wir nochmal mit ihm sprechen konnten. Doch wir wollten weiter und kamen gut voran. Nach 60 Kilometern erreichten wir Shirvan und entdeckten, während wir einem Einheimischen auf dem Fahrrad zu einem offenen Restaurant (es ist immer noch Ramadan und fast alles hat zu) folgten, einen Radreisenden aus Frankreich. Dieser und auch der einheimische Radfahrer leisteten uns Gesellschaft beim Mittagessen und wir nahmen danach dankend die Einladung an uns im Haus des Mannes auszuruhen.
Uns wurden Tee, Bier, Wassermelone, Bananen, Kirschen und Datteln serviert. Wir konnten wirklich gut entspannen und unterhielten uns auch etwas mit dem Mann und seinem Bruder, welche beide ein paar Worte Englisch sprachen. Nach guten zwei Stunden mussten die zwei uns schweren Herzen wieder gehen lassen, nicht aber ohne uns genügend Proviant in Form von Schokolade, Nüssen und Bananen mitzugeben. Nach so viel Gastfreundlichkeit und Entspannung meisterten wir weitere 65 Kilometer zum nächsten Warmshower Pärchen und sichteten am Straßenrand viele Erdmännchen. Die gute Stimmung in der kleinen Wohnung des frisch verliebten und verheirateten Paares genossen wir sehr. Und obwohl die beiden augenscheinlich nicht besonders viel Geld hatten, versorgten Sie uns mit Abendessen. Danach wurde die Plastikdecke (Essbereich) vom Teppich geräumt und wir breiteten unsere Betten darauf aus. Da Paul mit im Raum war schlief unsere Gastgeberin voll bekleidet inklusive Kopftuch und das bei circa 27 Grad.
Auf unserem Weg nach Chenaran begleitete uns unser Gastgeber beinahe komplett mit seinem Fahrrad, für ein paar Kilometer tauschte er auch seinen Platz mit mir. Dort angekommen bezogen wir nach langer Zeit mal wieder ein (stickiges und schmutziges) Hotelzimmer und gönnten uns Rindfleischpizza (Schweinefleisch gibt es natürlich nicht) zum Abendessen.
Unsere letzte Etappe nach Mashhad, die zweitgrößte Stadt im Iran, versuchten wir so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Zum einen um vor der Mittagshitze anzukommen, aber auch weil das Radfahren auf dem Standstreifen einer vierspurigen, stark befahrenen Straße wenig Spaß macht. Vor allem wenn ständig Autos vor einem auf dem Standstreifen halten um Fotos zu machen und wir auf die LKW Spur ausweichen müssen, man ständig angehupt wird (auch wenn es nett gemeint ist) oder wenn Autos neben einem her fahren um zu erfragen wo man herkommt etc. und dabei vergessen auf die Straße zu schauen und einen beinahe in den Graben drängen.
Daher hatten wir die 70 km schon um 12 Uhr zurückgelegt und trafen uns am Stadtrand mit unserem Gastgeber, welcher uns mit dem Fahrrad voraus fahrend zu seinem Elternhaus leitete. Dankbar nahmen wir die Dusche und das Mittagessen an und fühlten uns fast wie Zuhause.
Insgesamt verbrachten wir vier Nächte in Mashhad, führten interessante Gespräche mit unseren Gastgebern, besuchten ein iranisches Schwimmbad (Geschlechtergetrennt versteht sich), besichtigten den Imam Reza Shrine, genossen das Essen der Mutter unseres Gastgebers und servierten selbst Flammkuchen und Apfelpfannkuchen. Außerdem kamen während unseres Aufenthaltes noch drei weitere Radfahrer aus der Schweiz ins Haus, die bis jetzt eine sehr ähnliche Strecke zurückgelegt haben und auch China ansteuern wollen. Wir genossen den Austausch mit Gleichgesinnten und die gute Atmosphäre im Haus bevor wir uns etwas wehmütig auf die Weiterreise machten.
Auf unserem Weg Richtung turkmenischer Grenze radelten wir durch iranische Wüste, vorbei an vertrockneten Disteln, Schafherden und vereinzelten Lehmhütten, während uns unaufhörlich der Wind entgegen peitschte. Für die Nacht stoppten wir an einer Moschee. Der Hausmeister freute sich über unseren Besuch und bot uns einen Nebenraum zum schlafen an.
Der folgende Tag war zum Glück windstill und wir kamen gut voran, bis wir beschlossen die Mittagshitze in einem Restaurant zu umgehen. Dort verweilten wir von 11.30 Uhr bis 16.00 Uhr und machten uns dann wieder auf dem Weg.
Die Hitze war aber immer noch kaum auszuhalten, selbst bergab fühlte sich der Fahrtwind an, als ob uns jemand trocken föhnen wollte. Obwohl uns die heißen Temperaturen noch um 18.00 Uhr abends zu schaffen machten, entschieden wir uns sechs Kilometer von der eigentlichen Route abzuweichen um eine Karawanserei der alten Seidenstraße zu besichtigen und wenn möglich auch dort zu übernachten. Die Straße dorthin führte über steile Hügel und beinahe bereuten wir unsere Entscheidung. Letztendlich waren wir aber begeistert von diesem großen, gut erhaltenen Komplex inmitten von hügeliger Wüstenlandschaft. Die Atmosphäre während der Abenddämmerung an diesem abgelegen Ort war unglaublich schön, nach der anstrengenden Anreise fühlten wir uns fast wie eine Karawane die nach der Reise durch die Wüste endlich eine Karawanserei erreicht. Und statt unser Zelt aufzubauen, durften wir im Büro des Verwalters nächtigen und auch dessen Küche benutzen.
Nach einer wenig erholsamen Nacht, da es leider kaum abkühlte, verabschiedeten wir uns schon recht früh am nächsten Morgen. Mit dem Beladen des Fahrrads begann es windig zu werden und der Wind nahm immer mehr zu, bis wir uns durch einen Sandsturm kämpften und bei jedem überholenden LKW ziemlich aus der Bahn gebracht wurden. Zwar dämpfte der durch die Luft wirbelnde Sand die Sonne etwas, dennoch ist das nicht so angenehm. Wir sind uns einig, dass wir uns auf dieser Reise nicht unnötig quälen müssen und hielten schon bald einen leeren Pickup an. Mit Fahrrad und Gepäck auf der Ladefläche erreichten wir Sarakhs, die letzte Stadt vor der Grenze nach Turkmenistan, schon um 10 Uhr morgens. Wir bezogen ein Zimmer und verbrachten einen entspannten Tag.
Morgen früh reisen wir dann für einen kurzen Aufenthalt (5 Tage) nach Turkmenistan ein und lassen den Iran hinter uns. Dieser hat uns nachhaltig beeindruckt und das sowohl positiv (Gastfreundlichkeit, Infrastruktur), als auch negativ (Frauenrechte, Gesetzgebung, Verankerung des Islam im Staat).
Ich freu mich jede Woche auf Euren Bericht und finde das alles superspannend 🙂
Wünsche Euch, dass Eure Gesundheit und das Tandem gut durchhalten und dass ihr noch viele nette Leute kennenlernt 🙂
Danke :-), das freut uns.
Liebe Johanna und lieber Paul,
auch die Jakobs aus aller Welt sind immer wieder neu begeistert von Euren Berichten und bewundern Euren Unternehmungsgeist und natürlich Euren Mut und Eure Ausdauer!!!
Ein solches Erlebnis hinterlässt bestimmt Spuren und Eindrücke, die Euch ein Leben lang begleiten und immer wieder davon reden lassen!!! Super, wie Ihr das macht und weiterhin viel Freude
und positive und interessante Begegnungen!!!
Herzliche Grüsse von Christa uns Werner
Very nice pic ….mojtaba&fatemeh from quchan
Thank you 🙂