Batumi – Tiflis (24.04 – 30.04)
Batumi, nach Tiflis die zweitgrößte Stadt Georgiens, ist vom Bauboom ergriffen. Überall entstehen neue, moderne Hochhäuser. Allerdings entdeckt man auch häufig Bauruinen, ein Überbleibsel gescheiterter Projekte.
Wir ließen die Stadt mit ihren vielen Casinos, tanzenden Springbrunnen, Märkten und Menschen anderthalb Tage auf uns wirken, dann setzten wir mit unserem, von Paul generalüberholtem Tandem, die Reise fort.
Bei schönstem Wetter verließen wir die Stadt und begaben uns in den kleinen Kaukasus. Stück für Stück erarbeiteten wir uns erste Höhenmeter entlang des Flusses Acharistskali. Die gemächliche Steigung und die bezaubernde Landschaft machten nach fünf radfreien Tagen richtig Spaß. Wir passierten Jahrhunderte alte steinerne Brücken und kauften traditionell gebackenes georgisches Brot (Tonis Puri). Die Nacht verbrachten wir in einer Unterkunft in Khulo (923 m ü. NN).
Am nächsten Morgen entschieden wir uns das erste Mal etwas zu schummeln. Ein Pass über eine Höhe von 2027 m ü. NN stand bevor und die Straßenverhältnisse hatten schon tags zuvor immer mehr an Qualität nachgelassen. Erstaunlich problemlos konnten wir unser Tandem auf dem Dach des Transporters befestigen und bis zur Passhöhe mitfahren. Dort beschlossen wir trotz viel Schnee rechts und links des Weges unseren Weg mit dem Fahrrad fortzusetzen und so Sitzplätze für die stehenden Mitfahrer frei zu machen. Wir umfuhren Schlagloch um Schlagloch, durchquerten mehrere Schmelzwasserbäche und genossen die Landschaft. Das letzte Stück zum Tagesziel machte uns mal wieder Gegenwind zu schaffen und so waren wir froh als wir Akhaltsikhe erreichten.
Nach kurzem Aufenthalt setzten wir am Morgen unseren Weg fort. Was uns auf der Straße immer wieder auffiel: Georgien kauft wohl gerne deutsche Gebrauchtwagen, denn ständig werden wir von Transportern überholt, die noch Aufschriften deutscher Unternehmen tragen.
Wieder durch eine wunderschöne Landschaft radelnd, legten wir zur Mittagszeit einen Pause in Borjomi ein, wo wir im Visitor Center einen Geheimtipp zum Wildcampen erhielten. Der besagte Übernachtungsplatz sollte sich neben einer heißen Thermalquelle befinden und tatsächlich erreichten wir nach einigem Nachfragen und einer Fahrt über einen Kilometer Feldweg eine Holzhütte. Der Herr, der die Quelle samt Becken verwaltete bat uns zu warten und reichte uns zur Verkürzung der Wartezeit ein Glas Cognac. Als zwei Männer die Hütte verließen, durften wir hinein und im angenehm warmen, nach Schwefel „duftendem“ Wasser baden. Danach konnten wir unser Zelt in der Nähe des Bades aufstellen. Leider fanden wir aber während der Nacht kaum Schlaf, da ein paar Einheimische die Hütte wohl zur Partybude umfunktioniert hatten.
Trotz der wenig erholsamen Nacht starteten wir am nächsten Tag zur gewohnten Uhrzeit (07.30 Uhr) in den Tag. Zuerst kamen wir gut voran, vor allem weil unsere Route über eine Art Autobahn führte und man auf dem Standstreifen gut Tempo aufnehmen konnte. Doch am Mittag kam wieder extremer Gegenwind auf und der fehlende Schlaf machte sich bemerkbar. Trotzdem erreichten wir die Stadt Gori schon gegen 14.00 Uhr und begaben uns am späten Nachmittag noch auf einen Stadtrundgang (im Nachhinein wäre ein Mittagsschlaf sinnvoller gewesen). Gori ist die Geburtsstadt Stalins und es gibt dort auch ein Stalin Museum. Dieses besuchten wir aber nicht, da wir zuvor schon in einer Doku gesehen hatten, dass der Personenkult in der Geburtsstadt Stalins leider zu einer wenig differenzierten Auseinandersetzung mit Stalin geführt hat. Das Museum ist inhaltlich wohl noch genauso wie bei der Eröffnung zu Sowjet Zeiten 1953. Am Abend kochte unsere Gastgeberin typisch georgisch und nach einem Glas georgischem Rotwein schliefen wir tief und fest.
Von Gori aus radelten wir nach Tiflis, die Hauptstadt Georgiens. Der befürchtete Gegenwind blieb aus und wir konnten die kleinen Dörfer und deren Bewohner voll auf uns wirken lassen. Am Standrand der Hauptstadt hielten wir an einer Kirche um Mittag zu essen. Während wir dort saßen, kam eine Familie mit einem Lamm zur Kirche. Dieses wurde an einen Baum gebunden und wir begannen über Tieropfer in der orthodoxen Kirche zu recherchieren. Scheinbar ist es in Georgien, aber hauptsächlich in Armenien, noch Brauch Tieropfer zu bringen. Als wir unseren Weg fortsetzten war das Lamm noch am Leben, aber wir vermuten, dass es noch am gleichen Tag ein blutiges Ende genommen hat. In Tiflis angekommen, bezogen wir zuerst ein Hostel und wechselten dann zu einem Couchsurfer. Jetzt verweilen für ein paar Tage in der Stadt, da wir noch auf unsere Reisepässe aus Deutschland warten müssen.
Hallo ihr beiden,
heute habe ich erstmals euren Blog gelesen. Ganz wunderbar. Ich beneide Euch.
Wünsche Euch weiterhin alles Gute – tolle Erlebnisse und wunderbare Augenblicke.
Eure Suse
Das nächste Mal nehmt ihr mich in einer Euren Packtaschen mit – ich koche auch für euch…
Das klingt nach einem Deal 🙂
Danke
Oh wie schön, ich wünsch Euch eine schöne Weiterfahrt, immer weiter nach Asien, Immer eine nette Mitfahrgelegenheit wnn Ihr eine Braucht und immer ein generalüberholtes Tandem. Hut ab.
Vielen Dank 🙂
Nachdem mein letzter Kommentar verloren gegangen ist, hier ein neuer Versuch
Eure Beschreibungen und Fotos zeigen wirklich immer schön, was ihr schon alles erlebt habt. Beeindruckend!
Genießt die unbeschwerte Zeit und habt weiterhin eine so gute Reise.
Bin gespannt wie weit die Handy und Internet Abdeckung reicht.
Passt gut auf euch auf!
Danke danke, die Abdeckung ist bisher hier eher besser als zum Beispiel in den Alpen, da es hier nie Festnetz im größeren Stil gab.