Arequipa bis Lima (06.04. bis 18.04.)

Arequipa liegt auf circa 2000 m und damit deutlich tiefer als die meisten Orte, an denen wir in den letzten Wochen waren. Wir genießen zwei Tage lang das touristische Leben in dieser schönen Stadt. Man fühlt sich ein bisschen wie in Spanien. Die Architektur, das Wetter, die Sprache. Wir machen eine Stadtführung, gehen lecker Essen (Croissants, Chinesisch, Burger, Pizza… Alles, nur zur Abwechslung nicht Südamerikanisch). Auf dem lokalen Markt staunen wir über die vielfältige Obstauswahl und genießen die regionale Spezialität Queso Helado (Käseeis- schmeckt besser als es klingt).


Am Abend des zweiten Tages setzten wir unsere Reise fort. Schon wieder nicht auf dem Fahrrad, sondern mit einem Nachtbus. Der ist sehr komfortabel, aber trotzdem ist eine Nacht im Bus kein Vergleich zu einem richtigen Bett. Dementsprechend müssen wir und erstmal sortieren, als wir um 6.30 Uhr in Urcos aussteigen. Etwas abseits der Straße ziehen wir uns um und putzen Zähne,  dann kaufen wir zum Frühstück belegte Käsebrötchen an einem Straßenstand. Als wir dann auf dem Rad so langsam wach werden, fängt der Hinterreifen an zu zischen. Durch was auch immer wir da gefahren sind, das Loch ist so groß, dass die Dichtmilch eher ausläuft als abzudichten. Zum Glück haben wir aber dafür das richtige Reparaturset dabei und können bald weiter fahren. Wir wählen eine Route abseits der großen Straße, die ist schön, aber anfangs kaum fahrbar. Das bessert sich, als wir über eine Brücke den Fluss queren und dann wieder normal radeln können. Wir kommen an viel Landwirtschaft und kleinen Orten vorbei und erreichen unser Tagesziel, Pisac, zum Mittagessen. In der kleinen Stadt reiht sich Souvenirladen an Souvenirladen. Alpakaschals, Taschen, Mützen, Pullover, Decken, Topflappen etc. Zwischendrin immer ein paar peruanische Ladys mit geschmückten Lamas zum fotografieren. Und dann gibt es in Pisac noch die Schamanen und Ayuhasca Retreats. Der Grund warum wir dort zwei Nächte bleiben ist aber ein anderer.

Wir wollen die Inka Ruinen besichtigen. Ganz ambitioniert stellen wir uns deswegen den Wecker für den nächsten Tag um 6.30 Uhr. Als der klingelt merken wir aber wie sehr uns der Nachtbus noch in den Knochen steckt und schlafen doch noch eine Stunde länger. Uns erwartet ja niemand im Büro :-).
Dementsprechend ist die historische Stätte schon gut besucht, als wir dort am Vormittag ankommen. Aber der Großteil der Gruppen läuft nicht besonders weit ins Gelände hinein und wir können bald die Ruinen ganz in Ruhe bestaunen. Zurück in der Stadt besuchen wir noch den Markt und kaufen exotisches Obst für Nachmittagssnack und Frühstück.

Von Pisac aus fahren wir weiter im heiligen Tal um Cusco. Es fährt sich ganz angenehm, die Temperatur und der Verkehr sind moderat, nur die Hunde sind manchmal unglaublich aggressiv.  In den Ländern zuvor hatten wir kaum Probleme. Hier brüllen wir die Köter vom Fahrrad aus an und ich sammle ein paar Steine um sie damit abzuwerfen. Am besten funktioniert aber eigentlich einfach schneller fahren als die Hunde laufen können oder ganz stehen bleiben. Teilweise echt nervig. Wir nehmen einen kleinen Umweg auf uns, um die Salzbecken von Maras zu besichtigen. Da die Regenzeit aber noch nicht ganz vorbei ist (Nachmittags hat es in Pisac wieder geregnet, wie auch im Colca Canyon), ist gerade nicht viel Salz in den Becken. Trotzdem sieht es ganz besonders aus und erinnert uns ein bisschen an die Becken der Gerber in Marokko. Von den Salzbecken weg fahren wir nicht auf der Hauptstraße, sondern auf einem nicht asphaltierten Weg der sogar als Fahrradweg gekennzeichnet ist. Landschaftlich auch sehr schön, aber stellenweise super steil und komplett unter Wasser, also eher für wilde Mountainbikefahrten als Radreisende geeignet. Während wir da so unterwegs sind kommt uns eine Alpaka Familie entgegen. Finden wir cool und ich fange an Fotos zu machen. Papa Alpaka findet uns aber scheinbar nicht so cool und geht voll auf Angriff. Er faucht Paul an, kommt ihm super nahe und hebt sie Vorderhufe an. Er wird so aggressiv, dass Paul das Tandem fallen lässt und sich in Deckung bringt. Dann hat es die Familie aber am Fahrrad vorbei geschafft und als Paul einen Stein aufhebt und androht zu werfen, entfernt sich auch Papa Alpaka. Wir sind wieder in Sicherheit! Es besteht kein wirklicher Zusammenhang zwischen dieser Aufregung und unserem anschließenden Halt bei einer Brauerei. Aber passend ist es ja trotzdem zu sagen: Auf den Schreck erstmal ein Bier!
Dann ist es nicht mehr weit bis zur alten Inkastadt Ollantaytambo. Auch dort bleiben wir für zwei Nächte.

Wir schlendern durch die Altstadt mit ihren engen Gassen und gehen die Besichtigung der Ruinen etwas cleverer an, indem wir einfach noch vor dem Frühstück direkt um 7.00 Uhr am Eingang stehen. So haben wir die Anlage fast für uns alleine, denn die Busse voller Touristen sind noch nicht da. Nur ein Hund begleitet uns mal wieder auf unserem gesamten Rundgang ganz treu, so dass wir ihm sogar einen Namen geben. Die gebauten Terrassen der Inkas und die riesigen, zurechtgeschliffenen Steine geben einem wieder viele Rätsel auf, wie die das damals zustande gebracht haben. Und leider gibt es drauf auch keine richtige Antwort. Infotafeln, Broschüren oder Audioguides sind rar oder nicht vorhanden. Da heißt es der eigenen Phantasie freien Lauf lassen. Nach zwei Stunden haben wir davon aber genug und freuen uns aufs Frühstück in der Unterkunft. Den Rest des Tages erkunden wir noch etwas den Ort. Wir laufen zum Bahnhof, an welchem der Zug Richtung Machu Picchu hält (da wollen wir diesmal nicht hin) und Paul läuft noch zu weiteren Ruinen, während ich entspanne.

Am nächsten Tag wird wieder geradelt. Seit langem liegen mal wieder gut 1000 Höhenmeter vor uns. Die machen richtig Spaß, kaum Verkehr, tolle Ausblicke und gute Musik aus unsere Bluetooth Box während wir den nicht zu steilen Weg in Angriff nehmen. Mittags essen wir in einem kleinen Dorf in einem Restaurant lokale Küche. Lomo Saltado und frittierte Forelle. Zwei Euro kostet das pro Gericht, irgendwie logisch also, dass wir unseren Gaskocher und Co nicht vermissen. Auf unserem weiteren Weg kommen wir noch an einer kleinen Palmsonntagsprozession vorbei. Ein Paar aus Uruguay ist sogar so nett und stellt uns Campingstühle auf, während wir warten, dass der Pfarrer kommt und die Prozession beginnt. Richtig spektakulär wird es aber nicht und wir fahren bald weiter nach Chinchero, der letzte Stop im heiligen Tal, bevor es nach Cusco geht. Wir besuchen eine Vorführung wie Produkte aus Alpakawolle hergestellt werden und kaufen ein kleines Mitbringsel.

Tags drauf machen wir wieder unser Ruinenprogramm vor dem Frühstück. Es ist verrückt wie viele Souvenirstände es rund um die historischen Stätten in Perú gibt. Wir fragen uns wer das alles kaufen soll. Nach Brötchen, Rührei und frischem Papayasaft machen wir uns auf unsere letzte kurze Radetappe in Perú. In Cusco angekommen steuern wir erstmal den Busbahnhof an. Irgendwie ist der Rückspiegel vom Fahrrad im Bus aus Arequipa liegen geblieben und wir können ihn dort abholen. Dann lassen wir unser Tandem bei einem Autowaschservice einmal ordentlich sauber machen und besorgen danach noch zwei Fahrradkartons. Der Plan ist nämlich von Cusco nach Quito in Ecuador zu fliegen, würden wir das mit dem Rad fahren, müssten wir unser Sabbatical verlängern und das ist nicht der Plan. Am Abend treffen wir uns erneut mit Sigrid und Jürgen zum Essen. Zwei Wochen haben wir uns nicht gesehen und viel zu erzählen.

Von Cusco aus kann man viele schöne Ausflüge unternehmen. Paul macht das gleich zwei Tage hintereinander. Einen Wanderausflug zum Humantay Trek mit tollem türkisblauem See und majestätischen Bergen und am zweiten Tag mit mir zum Rainbow Mountain, wo die Landschaft auch unglaublich beeindruckend ist. Für die Touren muss man jeweils um vier Uhr früh aufstehen, aber es lohnt sich. An unserem letzten Tag besichtigen wir noch ein letztes Mal Inka Ruinen (wo wir nebenbei einem Guide lauschen, der die wildesten Theorien auf Lager hat, wie das mit dem Formen der Steine funktioniert haben könnte) und besuchen zwei Museen. Ein Highlight ist auch das köstliche, vegane Mittagessen auf dem Markt, sowas gibt es hier viel zu selten. 
Und dann sind wir Abends am Flughafen. Mit Tandem fliegen ist immer so eine Sache. Der Gepäck Check In ist jedes mal wieder eine spannende Angelegenheit. Der Tandem Karton darf eigentlich nur 23kg wiegen, wiegt aber wie wir an einer Waage etwas abseits feststellen 34kg… Durch geschicktes – und durch die Dame am Check-in unbemerktes – abstellen des Karton zur Hälfte auf dem Gepäckwagen und zur anderen Hälfte auf ihrer Waage, wiegt der Karton dann beim offiziellen Wiegen nur 18kg :-). Der Karton geht durch und wir steigen erleichtert in den Flieger nach Lima.

Vor Ort spät am Abend werden wir abgeholt und zu unserem Hostel in den Stadtteil Miraflores gefahren. Der Typ hinterm Steuer fährt als hätte er etwas zu viel Pisco getrunken und wir sind froh, als wir sicher im Bett im Hostel liegen. Trotz später Ankunft stehen wir am nächsten Morgen früh auf, denn wir wollen die kurze Zeit in der Hauptstadt Perus nutzen. Auf unserer Suche nach einem schönen Platz zum Frühstücken bestätigt sich, dass wir in einem sehr wohlhabenden Teil der Stadt sind. Für den Preis von einem Espresso bekommt man an anderen Ecken in der Stadt ein ganzes Mitttagsmenü. Wir erkunden den Stadtteil und  laufen an der Küste entlang. Dabei können wir Wellensurfer und Spaziergänger beobachten. Dieser Teil von Peru ist auf jeden Fall viel moderner, als alles was wir vorher gesehen haben. Mittags fahren wir dann mit einem Uber sicher zum Flughafen um weiter nach Quito zu fliegen.