Santa Marta nach Isla Grande (21.05. bis 06.06.)

Das Klima ist in Santa Marta sehr heiß und nach einer Free Walking Tour ist uns schnell wieder nach Hostel und klimatisiertem Zimmer.

So richtig können wir uns das mit dem Radfahren hier auch nicht vorstellen. Nach einigem hin und her überlegen beschließen wir daher einen Roller auszuleihen und die Gegend einige Tage damit zu erkunden. Zuerst fahren wir damit nach Minca in den Regenwald. Hier ist das Klima deutlich angenehmer, obwohl es nicht weit von der Küste entfernt liegt. Vom Aussichtspunkt unserer Unterkunft können wir sogar Santa Marta sehen. Hier wird Kaffee und Kakao angebaut und man kann im Dschungel im Fluss baden gehen. Es gibt auch schöne Möglichkeiten zum Wandern, aber dazu kommen wir leider nicht, da ich mir eine Lebensmittelvergiftung einfange und einen Tag lang das Bett nicht verlasse.

Nach drei Nächten und als ich wieder essen zu mir nehmen kann verlassen wir Minca mit unserem Roller und fahren zurück an die Küste. Eine Nacht verbringen wir im touristischen, aber sehr angenehmen Palomino. An Restaurants und Cafes ist fast alles geboten (Ramen, Sushi, Pizza, Burger, Vegan, indisch…), die Stimmung ist gut und uns gefällt der kleine Backpacker Ort.


Dann fahren wir weiter mit unserem Roller. Zuerst legen wir einen Zwischenstopp bei einer Lagune ein und organisieren eine kleine Tour um Flamingos zu sehen. Außer uns, unserem Guide und den Tieren ist weit und breit kein Mensch. Unser Guide schiebt das Boot durch die flache Lagune. Kein Motor, keine Musik. Absolute Ruhe und viele Flamingos, die durchs Wasser staksen. Wunderschön.

Nachmittags erreichen wir Mayapo. Das ist 120 km entfernt von Palomino an der Küste, anstelle von Flüssen und Regenwald gibt es dort aber nur Wüste. Es ist unglaublich heiß und trocken. Sehr lebensfeindlich, aber man kann Kitesurfen. Während Paul das macht, entspanne ich im Schatten in der Hängematte. Tagsüber ist kaum etwas anderes vorstellbar. Abends zum Sonnenuntergang zeigt der Ort sich dann aber von seiner besten Seite. Man kann soweit man will am einsamen Strand entlang wandern, Millionen Muscheln sammeln und Pelikane beobachten, wie sie versuchen ihr Abendessen zu fangen. Nach zwei Nächten haben wir genug von 37 Grad und heißem Wüstenwind.

Auf unserem Weg nach Palomino halten wir in Riohacha und besuchen dort den lokalen Markt. Es gibt Fleisch und Obst und Gemüse, aber auch Haushaltswaren und schöne bunte Taschen. Außerdem öffentliche Toiletten und Duschen. Auf alle Fälle ist so ein Marktbesuch immer spannend. In Palomino am Abend in einer Bar begegnen wir einem deutschen Pärchen, das wir schon in Cusco bei einem Mittagessen getroffen hatten. Also vor Wochen und 1000en Kilometern. Verrückt, was es für Zufälle gibt. Mit den beiden verbringen wir einen lustigen Abend.

Tatsächlich haben wir am Tag zuvor am wahrscheinlich wärmsten Ort der Reise auch unsere letzte deutsche Sonnencreme aufgebraucht. Vielleicht hatten wir mit der Menge ein bisschen übertrieben, aber als ich mir beim Tubing auf einem Fluss durch den Dschungel bei Palomino am nächsten Tag direkt meinen ersten fiesen Sonnenbrand auf der Reise hole und das trotz 50er Sonnencreme aus Kolumbien, da fühlt man sich doch bestätigt, dass es sich gelohnt hat die deutsche Qualitätssonnencreme tausende Kilometer durch die Gegend zu fahren. Trotzdem können wir es sehr genießen gemächlich auf dem angenehm erfrischenden Fluss langsam durch den Dschungel zu treiben.

Nach zwei Nächten und wunderschönen Sonnenuntergängen am Meer fahren wir auf Umwegen über schöne Strände wieder zurück nach Santa Marta. Wir geben den Roller wieder zurück und fahren einen Tag später mit dem Bus nach Cartagena.

Die Busfahrt ist mal wieder ein Höllenritt. Der Actionfilm läuft auf voller Lautstärke und die Klimaanlage kühlt gefühlt auf 15 Grad runter. Dann sollen wir in einer Stadt auf halber Strecke auf einmal den Bus verlassen. Gerade haben wir das Tandem ausgeladen, da heißt es doch wieder rein – keine 30 Sekunden später dann doch wieder raus. Wir verstehen den Grund nicht und sind ganzschön entnervt. Wir haben das Ticket nach Cartagena bezahlt und jetzt stehen wir da mit unserem Tandem mit abmontiertem Vorderrad (damit es in den Bus passt) und unseren Taschen. Irgendwie wird ein Bus für uns gefunden, in den wir das Rad einladen können. Dann wird erstmal nach mehr Geld gefragt. Nicht mit uns, wir haben ja alles bezahlt und sicher nicht geplant den Bus zu wechseln. Also zahlt das erste Busunternehmen drauf. Selbst schuld. Tatsächlich ist der zweite Bus deutlich komfortabler. Kein lauter Fernseher und angenehm klimatisiert. Nach Plan war das die letzte Busfahrt dieser Reise. Und dann machen wir uns auch auf die letzten Kilometer auf dem Fahrrad. Gute 10 km vom Busbahnhof zu unserer Unterkunft und nochmal eine volle Ladung echtes Kolumbien. Laute Musik aus allen Häusern, verrückter Verkehr und Armut aber auch viel Lebensfreude.
Im Gegensatz dazu ist die Altstadt sehr schick und aufgeräumt, perfekt für Touristen hergerichtet und wir genießen es den Abend und am nächsten Tag durch die vielen kleinen Gassen mit bunten Fassaden zu schlendern. Unser Tandem bauen wir so weit wie möglich auseinander und packen es in einen Karton. Circa 4500 km sind wir damit gefahren, deutlich weniger als auf unserer letzten großen Reise, aber wir genießen diesmal die vielen anderen Möglichkeiten, die die deutlich bessere touristische Infrastruktur bietet.


Unser Reise ist aber noch nicht vorbei. Es bleibt noch ein knapper Monat. Also nehmen wir ein Boot und verbringen unsere letzten Tage in Kolumbien auf einer karibischen Insel mit nicht viel mehr als nichts tun.